Skip to main content

Holzwärme | EU "Fit-for-55"

Die neuen Klimaschutzziele der Europäischen Union sehen vor, die Treibhausgasemissionen bis 2040 um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Grundlage bildet der politische Rahmen des 'Fit für 55'-Pakets, mit dem die EU bereits für 2030 eine Reduktion um mindestens 55 Prozent festgeschrieben und zahlreiche Maßnahmen zur Emissionsminderung gesetzlich verankert hat. Das Paket operationalisiert zentrale Instrumente wie den Emissionshandel für Industrie, Energie und künftig auch Verkehr und Gebäude, verschärfte CO₂-Flottengrenzwerte im Verkehrssektor sowie modernisierte Effizienzstandards für Gebäude und den Ausbau erneuerbarer Energien. Die nun vereinbarten Reduktionsziele für 2040 bauen direkt auf den Umsetzungsfortschritten des 'Fit für 55'-Pakets auf und dienen als neue Zwischenetappe auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050.

Will die EU, und dazu korrespondierend Deutschland, die ambitionierten Klimaschutzziele bis 2030 und darüber hinaus erreichen, müssen alle technologischen und energetischen Register gezogen werden. Neben den geforderten Green Gases, Green Liquid Fuels, Green Electricity spielt die Holzenergie besonders in Ländern wie Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich eine entscheidende Rolle bei der Zielerreichung.

Rolle der Biomasse

Biomasse nimmt weiterhin eine zentrale Rolle in der europäischen Klimapolitik ein. Im September 2025 genehmigte die EU-Kommission das neue Biomassepaket, das gezielt die Förderung und Flexibilisierung von Biogasanlagen unterstützt. Damit einher gehen neue Ausschreibungsrunden und Investitionen in moderne, flexible Biogas-Technologien, die für eine klimafreundliche, stabile Energie- und Wärmeversorgung insbesondere im ländlichen Raum unerlässlich sind. Die gezielte Nutzung von Biomasse kann den Primärenergiebedarf deutlich senken und damit zur Erreichung der Klimaziele beitragen.

Bedeutung der Holzwärme

Holzwärme ist – trotz zunehmender Regulierung – ein wichtiger Bestandteil der europäischen Energiewende. Gerade in Regionen ohne Wärmenetze und bei Spitzenlasten ist die Wärme aus Holz unerlässlich. Holz gilt als regional verfügbar, nahezu CO₂-neutral und speicherbar und wird weiterhin als bedeutender Beitrag zur Versorgungssicherheit und Energieautonomie gesehen. Die neue EU-Richtlinie zur Effizienz und Emissionen von Holzheizungen führt allerdings strengere Auflagen ein, was von Branchenvertretern wie auch der Initiative Holzwärme kritisiert wird, da selbst ein großer Teil neuer, moderner Holzheizungen entsprechende Grenzwerte nicht erreichen würde. Der Wärmemarkt muss technologieoffen, praxisnah und verbraucherfreundlich gestaltet werden, um z. B. Holzwärme auch künftig als Pfeiler der Wärmewende zu erhalten.

Empfehlungen

In Deutschland sieht die Initiative Holzwärme das Erfordernis einer Dreierstrategie:

  • Austausch der weitgehend veralteten Heizungsanlagen durch Systeme, die Effizienz und erneuerbare Energien koppeln (u. a. holzbasierte Heizungstechnik)
  • Effizienzsteigerung durch Maßnahmen an der Gebäudehülle zur Absenkung des Wärmebedarfs
  • CO₂-Einsparungen durch erneuerbare Energieträger wie Grünen Strom, Holz, Green Gases und Green Fuels

Das hochambitionierte CO₂-Minderungsziel Deutschlands, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 zu senken, erfordert nicht nur nach Auffassung der IH, sondern auch weiterer politischer Kreise alle Anstrengungen. Darüber hinaus hat Deutschland sich verpflichtet, bis 2040 eine Emissionsminderung von mindestens 88 Prozent zu erreichen. Es kann daher keine CO₂-mindernde Option außen vor bleiben.

Energiepolitik und
Versorgungssicherheit

Internationale Krisensituationen wie z. B. Corona und der Krieg Russlands in der Ukraine führen zu einer Rückbesinnung auf die Vorteile regionaler Versorgungsstrukturen. So kommt die Holzenergie am Ende der Holzverwendungskette zum allergrößten Teil aus deutschen Wäldern und beruht auf nicht mehr verwertbaren Energiehölzern sowie Nebenprodukten der Holzindustrie. Bei der Holzernte anfallende Holzreste (Waldrestholz), die nicht für die stoffliche Verarbeitung geeignet sind, werden durch die Forstwirtschaft für den Handel oder durch den Heizungsbetreiber selbst für den Eigenverbrauch aufbereitet.

Die in Deutschland gesetzlich vorgeschriebene und hinsichtlich der gesamten Waldfläche praktizierte nachhaltige Forstwirtschaft, bei der nicht mehr Holz eingeschlagen wird als nachwächst, verbindet sich mit der klimafreundlichen CO₂-Neutralität des Brennstoffes und der Schaffung bzw. Sicherung von Arbeitsplätzen in der Holzwirtschaft, in der Industrie und im Handwerk. Die vielfältige Nutzung der Wärmegewinnung aus Holzenergiesortimenten überzeugt zunehmend mehr Verbraucher. Niedrige Brennstoffkosten, verbunden mit hohem Komfort und attraktiven staatlichen Zuschüssen je nach Vorhaben und Gebäude erhöhen die Attraktivität und den Anteil moderner Holzfeuerungen am Heizungsmarkt. Das Bedürfnis der Menschen, z. B. während der Corona-Epidemie in die eigenen vier Wände zu investieren, hat diesen Effekt verstärkt.

  • Im Vergleich der Bioenergieträger ist Holz der mit Abstand bedeutendste Rohstoff. Rund die Hälfte der Endenergiebereitstellung aus Biomasse entfällt auf Holz. Wichtigster Einsatzbereich ist mit gut zwei Dritteln das Heizen
     
  • Im Gegensatz zu den regenerativen Energiequellen Wind und Sonne, die nicht immer am richtigen Ort in der richtigen Stärke vorhanden sind, stellt Holz eine zuverlässige, verlustfrei lagerfähige Energiequelle dar
     
  • Die Jahre 2018 bis 2020 waren für den Wald in Deutschland durch Trockenheit, Stürme und Insekten außergewöhnlich belastend. Wegen der dadurch hervorgerufenen Waldschäden wird der Energiemarkt zum Absatz großer Schadholzmengen benötigt. Dieses aus dem Wald zu verbringende Holz muss dem Borkenkäfer als Brutraum entzogen werden ist aber aus qualitativen Gründen vielfach nicht mehr stofflich im Sägewerk verwertbar. Eine Vermarktung als Holzhackschnitzel sichert dem Waldbesitzer – z. B. zur notwendigen, teuren Wiederaufforstung – noch eine gewisse finanzielle Entschädigung. Zudem entfaltet dieser Prozess durch den CO₂-neutral verbrennenden Energieträger Holz, der fossile Brennstoffe ersetzt, noch eine positive Klimawirkung
Die im BDH organisierten deutschen und österreichischen Hersteller von Holzzentralheizungen stehen für die effiziente Nutzung des nahezu CO2-neutralen Energieträgers Holz. Mit ihrer Innovationskraft leisten diese Unternehmen einen wichtigen Beitrag hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand in Deutschland und Europa.

—  Markus Staudt,
Hauptgeschäftsführer Bundesverband der
Deutschen Heizungsindustrie e. V. (BDH)

Arbeitsmarkt
Forst- und Holzwirtschaft

Durch den vergleichsweise hohen Anteil der erneuerbaren Holzenergie beim Endenergieverbrauch und die starke Verbindung mit der Forstwirtschaft wirkt sie direkt auf die Erlössituation und die Beschäftigtenzahlen der Forstbetriebe ein und hilft, die wirtschaftlichen Herausforderungen wie etwa die Wiederaufforstung zu meistern.

  • Investitionen in die Holzenergie sind Investitionen in den ländlichen Raum. Sie bieten eine hohe Wertschöpfungstiefe und somit zukunftsfähige Perspektiven für strukturschwache Regionen
  • Die Holzenergie ist eine Wirtschaftskraft mit positiven Effekten, insbesondere für mittelständische Unternehmen, die Bevölkerung und die Kommunen
  • Entlang der lokal-regionalen Wertschöpfungsketten der Holzenergie werden mit Einbau und Wartung der Anlagen durch heimische Handwerksbetriebe Wirtschaftsimpulse ausgelöst. Zudem können Bürgerinnen und Bürger über Genossenschaften oder regional verankerte Gemeinschaftsprojekte an der dezentralen Energieversorgung beteiligt werden
  • Holz als erneuerbarer Energieträger und damit Holzenergie schaffen nicht nur Akzeptanz und Einbindung der Menschen vor Ort, sondern tragen auch zu einer nachhaltigen ländlichen Entwicklung bei

Klimapolitik und Klimaschutz

Holzenergie leistet einen zentralen Beitrag zur Dekarbonisierung im Energiesektor und zur regionalen Wertschöpfung. Die über die Klimapolitik angestrebten CO2-Minderungsziele bis zum Jahr 2030 und darüber hinaus lassen sich nur mit einem beschleunigten Ausbau der „grünen Energieträger“ im Wärmemarkt erreichen. Dabei bedingen Holzenergie und Holzwirtschaft einander. Reststoffe der Holzverarbeitung werden zur Versorgung der Industrieprozesse mit Energie genutzt, bei denen u. a. Holzbrennstoffe wie Pellets hergestellt werden.

  • Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und energetisch genutzt nahezu CO2-neutral. Bäume absorbieren beim Wachstum CO2Insgesamt sind rund 2.200 Mio. Tonnen Kohlenstoff (197,4 Tonnen Kohlenstoff je Hektar) im Wald gespeichert
  • Rund 11,7 Mio. Einzelfeuerungsanlagen tragen beinahe unabhängig von Energieimporten nahezu klimaneutral zur erneuerbaren Wärmeversorgung bei. Weiterhin sind ca. 1,1 Mio. zentrale Holzheizungen in Betrieb
  • Der Einsatz von modernen Holzfeuerstätten empfiehlt sich für den Neubau wie auch zur Sanierung im Gebäudebestand. Die nahezu CO2-neutrale Holzwärme ergänzt an kalten Tagen die im Neubau heute dominante Wärmepumpe oder die Gasbrennwerttechnik sehr gut. Der Stromverbrauch der Wärmepumpe lässt sich durch eine zusätzliche Holzfeuerstätte senken. Die Nutzung der Holzwärme dient somit der Entlastung des Stromnetzes und leistet einen potenziell hohen Beitrag zur Verbesserung der CO2-Bilanz des Hauses
  • Über 700 Biomasse-(Heiz)Kraftwerke liefern leitungsgebundene Wärme für Quartiere, Nah- und Fernwärmesysteme sowie die Industrie. Heizwerke mit größeren Kesseln können neben klassischen Holzhackschnitzeln aus dem Wald auch Material z. B. aus der Landschaftspflege als Brennstoff einsetzen. In Heizwerken über 1 MW werden bereits heute 22 Mio. Kubikmeter dieses Reststoffes genutzt

Diese hier geschilderten Dimensionen und Potenziale der Holzwärme sind noch nicht ausgeschöpft. Fest steht, dass die Holzwärme die ambitionierten Klima- und Ressourcenschutzziele der Bundesregierung aktiv unterstützen kann.

„Wohnraumfeuerstätten nach dem rechtlich geltenden hohen Stand der Technik dienen der Versorgungssicherheit und der Erhöhung des Komforts. Sie nutzen effizient und sauber die weitgehend CO2-neutralen Energieträger Holz und Holzpellets. Dies ist praktizierter Klimaschutz, nachhaltig, ökologisch und ökonomisch.“

—  Christiane Wodtke,
Ehrenpräsidentin HKI – Industrieverband Haus-,
Heiz- und Küchentechnik e. V.

„Die im GVOB organisierten Handwerksfirmen, Industriemitglieder und Großhändler stehen gemeinsam ein für das Qualitätsbündnis zur Sicherung des Stands der Tech-nik im Ofenbau. Wir garantieren hohe Effizienz, eine saubere Verbrennung und eine optimale Nutzung von nahezu CO2-neutralem Holz. Ihr Einsatz erhöht die Versor-gungssicherheit und dient dem Klimaschutz.“

—  Guido Eichel,
Vorstand Gesamtverband Ofenbau e. V. (GVOB)